Wachstum (noch) nicht für alle - Deloitte Global Economic Outlook zeigt Weltwirtschaft im Balanceakt zwischen Wachstum und Rezession
Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft 22. Januar 2015, Pressemitteilung
Der Deloitte Global Economic Outlook für das erste Quartal 2015 zeigt unterschiedliche Aussichten für das neue Jahr: Die wirtschaftliche Erholung fällt besonders Industrienationen in Europa und Asien schwer.
Die Euro-Zone schafft es nicht, sich bei niedrigen Unternehmensinvestitionen von den Folgen der Finanzkrise zu befreien. In den USA trübt die ungewisse Entwicklung des Wohnungsmarktes den ansonsten stark positiven Ausblick. In China sollen neue Reformen umgesetzt werden, nachdem bisherige staatliche Schritte den Sinkflug des Wirtschaftswachstums nicht umkehren konnten. Japan fällt in die Rezession zurück. Russland leidet unter dem niedrigen Ölpreis und den Sanktionen. In Indien greifen unterdessen die ersten Reformen und schaffen die Grundlage für zukünftige nachhaltige Entwicklungen.
„Zwei Faktoren prägen das weltwirtschaftliche Bild. Der niedrige Ölpreis verändert weltweit die wirtschaftliche Ausgangslage für 2015. Der derzeitige Ölpreis stärkt die Kaufkraft der Konsumenten, drückt die Inflation in den Industrieländern, während die ölproduzierenden Länder geschwächt werden. Auf wirtschaftspolitischer Ebene, ist eine aggressive Geldpolitik in der Euro-Zone, aber auch in Japan und China das vorrangige Mittel, um das Wachstum anzukurbeln. Klar ist aber auch, dass nachhaltiges Wachstum nur mit geldpolitischen Maßnahmen und ohne weitere Reformen kaum realistisch ist“, sagt Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland bei Deloitte.
Euro-Zone: Investments bleiben kritisch
Wie seit Beginn der Euro-Krise sind die Erwartungen für die Erholung der Wirtschaft am Beginn des neuen Jahres hoch. 2014 zeigt sich allerdings einmal mehr, dass die Investitionen die Achillesferse der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone sind. Während sich die Nachfrage und Exporte wie erwartet entwickelten, blieben die Investitionen weiter hinter den Erwartungen zurück. Ebenso hinken sie hinter dem weltweiten Durchschnitt hinterher – und bremsen die Entwicklung erheblich. Auch 2015 werden sie der kritische Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg 2015 sein. Die Investitionspläne der europäischen Großunternehmen geben jedoch Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
USA: Warten auf die Erholung des Wohnungsmarktes
Produktion und Arbeitsmarkt zeigen kontinuierliches Wachstum. Unternehmensinvestitionen nehmen zu und erlauben einen positiven Ausblick mit anziehendem Wachstum für 2015. Äußere Einflüsse, vor allem schwaches Wachstum bei Haupthandelspartnern und politische Spannungen, bergen die größten Risiken. Grundlegende Veränderungen finden im Wohnungsmarkt statt und könnten langfristige Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben. Hier ist die Entwicklung ungewiss und hinkt weit hinter früheren Aufschwüngen hinterher.
China: Auf der Suche nach Reformen
Die chinesische Regierung versucht sich im Spagat zwischen Wachstumsförderung und der Vermeidung einer finanziellen Schieflage. Wachstumsraten und das Exportvolumen Chinas sinken weiter, der Produktionssektor stagniert. Bisherige Maßnahmen Pekings haben keine Wende herbeigeführt, wenn es auch Anzeichen für kleine, aber wichtige Reformansätze. Solche Schritte könnten die Wirtschaft stärken und die Nachfrage sowie Investments anregen. Eine offene Frage ist, ob die Regierung mehr für Konjunkturförderung unternehmen wird.
Japan: Rückkehr zur Rezession
Japan sieht sich einmal mehr am Beginn einer Rezession. Als Gegenmaßnahme hat die Japanische Zentralbank ihre Reformmaßnahmen erweitert. Die Regierung hat zudem die für den Herbst 2015 angekündigte Steuererhöhung um 18 Monate verschoben. Entgegen der jüngsten Reformen führte besonders die letzte Steuererhöhung im April 2014 zu schweren wirtschaftlichen Schäden. Langfristiges Wachstum wird nur mit stärkerem Fokus auf den dritten Pfeil der „Abenomics“ und der Deregulierung diverser Industriezweige erreichbar sein.
Russland: Wirtschaft stößt an ihre Grenzen
Die russische Wirtschaft stagniert und wird 2015 in die Rezession abrutschen, sollten die Sanktionen durch die USA und Europa in Kraft bleiben. Sie treffen kleine, mittelständische und große Unternehmen gleichermaßen, deren Geldreserven aufgebraucht werden. Die Inflation bleibt hoch, der Rubel verliert weiter an Wert. Der niedrige Rohölpreis von weniger als 60 US-Dollar pro Barrel trifft das von Rohstoffexporten abhängige Russland hart. Bisher machten die Ölexporterträge knapp 50 Prozent des Staatsetats aus. Ein ausgeglichener Haushalt wird nur zu erreichen sein, wenn der durchschnittliche Barrelpreis die 100-Dollar-Marke überschreitet.
Indien: Langsamer Aufschwung
Hier machen sich erste Zeichen einer wirtschaftlichen Wende bemerkbar: Ernsthafte Reformbemühungen im Arbeitsmarkt und im Rohstoffsektor sowie Initiativen der Modi-Regierung bringen Indien im Vergleich zu den anderen BRIC-Staaten in eine gute Lage. Weitere in der Industrie, der Infrastruktur und im öffentlichen Raum werden nötig, um langfristiges Wachstum zu erreichen.
„Der aktuelle Global Economic Outlook zeigt, dass sich derzeit kein einheitlicher Kurs der Weltwirtschaft ausmachen lässt. Während in den USA und Indien die Zeichen auf Wachstum stehen, fallen die Prognosen für Japan und Russland deutlich schlechter aus. Für die Euro-Zone ist 2015 erneut ein Jahr der Hoffnungen. Entscheidender Faktor ist hier die Investitionstätigkeit der Unternehmen – ohne diese bleiben die Wachstumschancen für die Euro-Zone gering“, ergänzt Dr. Alexander Börsch.
Die komplette Studie finden Sie hier zum Download.
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